Latein

Wir leben im modernen 21. Jahrhundert, niemand spricht mehr Latein – und doch finden wir zahlreiche Spuren des Lateinischen in unserer Alltagswelt …

Allgemeines / Charakteristik des Fachs

Nomen est omen – Der Name ist Vorzeichen.

Was ist Latein? Rom, die Hauptstadt Italiens, wurde der Sage nach im Jahre 753. v. Chr. in der Landschaft Latium gegründet, daher erhielt die Sprache der Römer den Namen „Latein“. Das Lateinische war bis ca. 500 Jahre n. Chr. die Hauptsprache, die im europäischen, afrikanischen und asiatischen Raum gesprochen wurde. Alle Verträge, Gesetze und vor allem literarische Werke wurden in dieser Sprache geschrieben – mit dem lateinischen Alphabet, das wir bis heute benutzen. Schon zur damaligen Zeit unterschied sich die gesprochene Sprache (Vulgärlatein) stark von der Schriftsprache. Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb Latein zudem die Sprache der Wissenschaftler. Heute wird Latein nicht mehr aktiv gesprochen und man beschäftigt sich hauptsächlich mit der schriftlichen Form in Texten, Bildern oder Inschriften. Die Römer indes hinterließen in zahlreichen Ländern sichtbare Spuren wie Tempel, Theater, Thermen (Badeanlagen), Straßen oder Brücken, die wir heute noch besuchen. Durch die einstige große Verbreitung des Lateinischen übernahmen viele Völker die Sprache als Muttersprache und entwickelten sie weiter. So entstanden „Tochtersprachen“, die eng mit ihrer „Muttersprache Latein“ verbunden sind, zum Beispiel Italienisch, Spanisch, Französisch, Rumänisch oder Portugiesisch.

LateinFranzösischItalienischSpanischEnglisch          Deutsch
schola:l´écolela scuolala escuelathe school       die Schule

 

Wie man sieht, gibt es auch im Deutschen und Englischen unzählige Wörter, die man übernommen oder abgewandelt hat (Lehn- und Fremdwörter). Hier im Headliner des Guardian über den ersten Eindruck eines neuen medizinischen Forschungszentrums in London (Stand: Dezember 2017), findet man über 30 solcher lateinischer Spuren.

Medical research:

The new institute in London will be one of the largest, most sophisticated research facilities of its kind. Its director […] shares his vision of the future. Navigating through the construction site, I enter the interior. It is hardly less ecclesiastical – a vast nave cuts through the centre of a cavernous atrium, intersected by what looks suspiciously like a transept, while its basement – reaching four floors beneath my feet and set to house a multitude of sensitive scientific instruments – bears more than a passing resemblance to a tremendous network of vaults.

Die Beschäftigung mit Latein verschafft uns deshalb nicht nur einen sprachlichen, sondern außerdem einen inhaltlichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der europäischen Kultur. Grundlage dafür sind im Lateinunterricht Texte (zum Alltagsleben sowie zur Geschichte, Religion, Mythologie, Philosophie und Dichtung), mit deren Inhalten wir uns beschäftigen. Latein ist damit unser Fahrstuhl (sozusagen ein Paternoster) zu den Wurzeln Europas, mit dem wir zum Hier und Jetzt zurückkehren und der die Schüler und Schülerinnen stets zur kontrastiven persönlichen Stellungnahme des eigenen Standpunktes anregt, da die antike Gedankenwelt unserer bisweilen überraschend nahe, bisweilen aber auch fremd ist. Gerade dadurch entwickeln sie ein erweitertes Verständnis für unser heutiges Leben, das letztlich das Resultat einer langen historischen Entwicklung ist.

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Durch ihre Kenntnisse aus dem Lateinunterricht kennen sich die Schülerinnen und Schüler aus mit dem Forum Romanum, Thermen oder antiken Inschriften.

Veritas nuda - Die nackte Wahrheit

Latein wird an der Ricarda-Huch-Schule von der 6. Jahrgangsstufe bis zur Q4 unterrichtet und gehört dem Fachbereich I an. Das Fach ist damit mögliches Prüfungsfach im Abitur. Im Zuge der Wiedereinführung von G9 fängt die 2. Fremdsprache in der 6. Klasse mit drei Stunden pro Woche an. In der 7. Klasse werden vier, in der 8. bis 10. Klasse jeweils drei Stunden wöchentlich unterrichtet. Es ist an der RHS auch möglich, Latein als 3. Fremdsprache (ab der 8. Klasse) zu belegen.

Downloads / Informationen

Fachschaft

Qualis rex, talis grex – Wie der König, so die Herde

Unsere Lateinfachschaft ist motiviert, den besonderen Funken des Lateinischen mit Herz und Verstand an die Schüler und Schülerinnen der RHS weiterzutragen und befindet sich daher im stetigen Austausch und in Zusammenarbeit.

Die derzeitige Fachschaft (Stand: August 2025) Latein:

Thomas Kaiser (KRS) mit Latein und Englisch, Meike Schwarzbach (SWB) mit Latein und Sport & Irakleia Kreuzer (KRE) mit Latein, Geschichte, Griechisch und DAZ.

Erwerb des Latinums

Qualis rex, talis grex – Wie der König, so die Herde

Zum Abschluss langer Lernjahre erhalten nach der hessischen Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO § 50) Schüler und Schülerinnen das „Latinum“, wenn sie das Fach als 2. Fremdsprache in der Mittelstufe anfangen und es bis einschließlich der E-Phase (bzw. als 3. Fremdsprache bis zum Ende der Q-Phase) durchgehend belegt und mit ausreichender Leistung (5 Punkte) bestanden haben. Noch immer ist das Latinum an einigen Universitäten und Hochschulen Studienvoraussetzung für Fächer wie Deutsch, Geschichte, Englisch, Französisch, Theologie, Philosophie oder Archäologie. In vielen Master- oder Promotionsstudiengängen werden das Latinum bzw. Lateinkenntnisse auch gefordert. Wer schon früh weiß, welche Studienrichtung er/sie bevorzugt, sollte sich über die Anforderungen informieren, da es von Bundesland zu Bundesland und teilweise von Universität zu Universität unterschiedlich ist. Aktuelle Informationen erhält man beispielsweise durch den Deutschen-Altphilologen Verband, der sich bundesweit aus den Lehrkräften der alten Sprachen zusammensetzt.

Leistungsbewertung

Pacta sunt servanda – Verträge müssen eingehalten werden

In allen Jahrgangsstufen außer in der Qualifikationsphase im Grundkurs werden mindestens vier Klassenarbeiten (zwei Klassenarbeiten pro Halbjahr) geschrieben. In der Unter- und Mittelstufe bestehen Klassenarbeiten zum Beispiel aus einem kurzen lateinischen Text, der sinngemäß ins Deutsche zu übersetzen ist, und weiteren Aufgaben zur Grammatik oder zum Textverständnis. Die Bearbeitungszeit für schriftliche Leistungsnachweise beträgt bis zur Oberstufe eine Schulstunde, danach werden die Arbeiten zweistündig angelegt und man erhält nach Abgabe der Übersetzung eine optionale Musterlösung, mit der man die Interpretation weiterführen darf.

 

Kompetenzen

Non multa, sed multumNicht vielerlei treiben, sondern eine Sache intensiv und genau

Schüler und Schülerinnen erhalten durch den Lateinunterricht einen Blick über den Tellerrand der eigenen Erlebniswelt. Sie beschäftigen sich mit Dingen, die in ihrem normalen Alltag kaum wahrgenommen werden. Sie können sich neben überfachlichen Kompetenzen in drei fachspezifisch Bereichen entwickeln: Die Textkompetenz, die Kulturkompetenz und die Sprachkompetenz.

 

Unterrichtsgestaltung

Prius quam exaudias, ne iudices. – Urteile nicht, bevor du erhörst.

Der moderne Lateinunterricht hat schon längst sein verstaubtes Image abgelegt – er ist abwechslungsreich, binnendifferenziert und schülerorientiert: Man lernt zu zweit, in der Gruppe oder spielerisch. Motivierende Vokabelarbeit, Spiele und Rätsel, Vergleiche mit modernen Sprachen, Filme oder Comics gehören wie im modernen Sprachunterricht dazu.

Die Arbeitsweise ist vielseitig, das Besondere am Lateinunterricht bleibt jedoch seine Methode: die Beschäftigung mit lateinischen Texten durch Übersetzungen ins Deutsche, das Analysieren der Sprache und kreative Interpretationen. Dabei ist die Unterrichtssprache immer Deutsch, wodurch die Flexibilität und Ausdrucksfähigkeit im Deutschen geschult wird. Bei Übersetzungen trainieren die Schüler und Schülerinnen Genauigkeit und Analysefähigkeit. Zugleich erlernen sie, Sprache als System zu erfassen, weshalb der Anfangsunterricht oft einem Baukastensystem mit verschiedenen Bausteinen, deren Funktionen man entschlüsselt, gleicht. Latein wird als ein „Modell von Sprache“ dargeboten, das heißt, man lernt im Lateinunterricht, wie eine Sprache funktioniert. Das ist hilfreich für das Erschließen, Verstehen und teilweise Erlernen von anderen Fremdsprachen und man reflektiert die eigene Muttersprache genauer.

Was braucht man, um Latein zu lernen?

Felix qui potuit rerum cognoscere causas. – Glücklich ist der, dem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen.

Anders als bei modernen Fremdsprachen bleibt für Latein ein Wort im Kopf: Zeit. Im Lateinunterricht nimmt man sich Zeit für die Dinge. Die Langsamkeit spielt beim Verständnis der Sprache, der antiken Kultur und der übermittelten Textinhalte eine große Rolle. Wir beobachten und hinterfragen Dinge. Dafür sollte man Ausdauer, Ruhe, Konzentrationsfähigkeit, Gründlichkeit, Detailgenauigkeit und den Blick für Zusammenhänge weiter entwickeln wollen. Man sollte aber auch Spaß am Kombinieren und Entschlüsseln und Interesse am Kennenlernen fremder Kulturen, für Geschichtliches, Mythologie, Politik oder Ethik mitbringen. Durch den besonderen Zugang zu Sprache und Inhalten, weil wir stetig Dinge hinterfragen, werden Erarbeitungsprozesse besonders entwickelt und die Selbstständigkeit trainiert.

Mit Sprache wird im Lateinunterricht sehr bewusst umgegangen, wir denken über sie nach, wie sie funktioniert, was sie mit anderen Sprachen verbindet, was sie von anderen unterscheidet. Bei Latein haben es daher generell diejenigen leichter, die Freude an Sprache haben:  Wer sich bei den Sprachen mit dem intuitiven Zugang schwertut, weil sie/er gerne sofort wissen möchte, warum etwas wie gesagt wird und welche Regeln es dafür gibt, der wird mit Latein gut umgehen können. Trotzdem braucht man Fleiß, um sich im Baukasten des lateinischen Legolandes zurechtzufinden. Vieles fällt beim Lateinlernen aber andererseits leichter, weil Deutsch die Unterrichtssprache ist (Hör- und Sprechanforderungen treten in den Hintergrund) und die Aussprache kaum Schwierigkeiten bereitet.

Fächerübergreifende Projekte, Exkursionen und Wettbewerbe

Auch mit Latein ist es möglich, sich als sprachbegeisterter/e Schüler oder Schülerin mit anderen Interessierten bundesweit auszutauschen oder an spannenden Wettbewerben teilzunehmen, zum Beispiel dem Bundeswettbewerb Fremdsprachen. Exkursionen zu Ausstellungen oder berühmten Orten, an denen sich römische Spuren finden lassen, sind ebenso möglich. Ganz in der Nähe liegen zum Beispiel das Pompejanum in Aschaffenburg, das römisch-germanische Museum in Mainz, das Römerkastell Saalburg, der Römerturm Idstein oder Stationen entlang des Limes z.B. Taunusstein.

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Die Schülerinnen und Schüler erleben die Welt der Römer durch ihre Sprache.

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