Point Alph – Ein Erlebnisbericht

Am 30. September 2025 besuchten wir mit mehreren Geschichtskursen der Ricarda-Huch-Schule die Gedenkstätte Point Alpha, welche ein Denkmal an die Geschichte des Kalten Krieges ist. Bereits zuvor hatten wir uns während des Unterrichts mit dem Kalten Krieg beschäftigt und dieser Ausflug bot uns einen spannenden und persönlichen Einblick in die Geschichte. Die Gedenkstätte liegt zwischen Rasdorf (Hessen) und Geisa (Thüringen), wo früher einmal die innerdeutsche Grenze verlief. Früher spielte der Observation Point Alpha als US-Beobachtungsstützpunkt eine wichtige Rolle im Ost-West-Konflikt.

Bereits um sieben Uhr morgen begann unsere Reise am Bürgerhaus Sprendlingen. Zusammen fuhren wir etwa zwei Stunden mit einem Reisebus zur Gedenkstätte. Dort angekommen, teilten wir uns in drei Gruppen auf, um an einer Führung über das Gelände teilzunehmen. Zunächst durften wir das Haus auf der Grenze betrachten, welches 2003 errichtet wurde, um über das Grenzregime der DDR und das Leben und Leiden der örtlichen Bevölkerung zu informieren.

Dieses steht allerdings nicht direkt auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze, sondern auf dem Kolonnenweg, was wir während der Führung erfahren haben. In dem Haus auf der Grenze findet man eine Dauerausstellung zur innerdeutschen Grenze mit Originalobjekten, Modellen, Karten, Medienstationen und vielem mehr. Es bietet eine wunderbare erzählende und erklärende Ergänzung zu dem Erleben und Sehen der Geschichte, die man auf dem Außengelände verspürt.

Anschließend erhielten wir Einblicke in die militärischen Anlagen und die Grenzsicherungssysteme des ehemaligen US-Camps. Entlang der ehemaligen Grenze befinden sich original erhaltene Gebäude des Militärstützpunktes, wie zum Beispiel ein Wachturm oder Kasernengebäude. Besonders beeindruckend war die Rekonstruktion der Grenzanlagen der DDR, die verschiedene Sperranlagen originalgetreu abbildet. Dazu gehören der Signalzaun, der Kolonnenweg oder auch der Hinterland- und Grenzzaun. Dort wurde für uns erst das Ausmaß der Kontrolle und der Unfreiheit deutlich, da man selbst als Besucher ein beklemmendes Gefühl verspürte. Insgesamt veranschaulichte die Führung die Massivität und Kontrolle dieser Grenze, um jegliche Flucht aus der DDR zu verhindern.

Anschließend hatten wir eine Mittagspause und danach fanden in einer der ehemaligen Kasernen die Zeitzeugengespräche statt.

Um kurz nach zwölf versammelten wir uns vor der Kaserne und teilten uns zwischen Leistungskurs und Grundkurs auf. Anschließend begaben wir uns in zwei verschiedene Räume, in welchen die Zeitzeugengespräche stattfanden. Meine Gruppe startete mit einem Zeitzeugengespräch aus der Ost-Perspektive. Ein Mann berichtete von seiner Kindheit und Jugend im Sperrgebiet, die noch kontrollierter als in der Rest der DDR war. Es gab strikte Zugangsbeschränkungen und das Gebiet war nur für bestimmte Personen mit entsprechendem Ausweis zugänglich. Dazu gehörten Bewohner, Grenzsoldaten und staatliche Beamte. Wollte man seine Familie oder Freunde einladen, benötigten diese eine Sondergenehmigung.  Dies galt auch für Lieferanten oder Handwerker. Da diese Genehmigungen schwer zu erlangen waren und oft lange gedauert haben, war der Kontakt zu anderen außerhalb der Zone stark eingeschränkt und oft fühlten die Menschen sich dort isoliert und eingesperrt. Dieses Gefühl wurde von den Zäunen, Kolonnenwegen und Patrouillen verstärkt. Auch Schul- und Arbeitswege, Freizeitaktivitäten oder Reisen – die für Bürger/innen innerhalb der DDR ganz alltäglich waren – wurden stark eingeschränkt und kontrolliert. Hinzu kam die ständige Überwachung von Telefonaten, Post und privaten Kontakten. Die Menschen im Sperrgebiet lebten unter ständiger psychischer Belastung, Unsicherheit und Angst. Man konnte sich nie völlig sicher fühlen.

Die DDR nutzte all diese Mittel, um Flucht zu verhindern, da das Sperrgebiet direkt an der Grenze zur BRD lag. Außerdem verfolgten sie das Sicherheitsinteresse des Staates, da niemand unkontrolliert über die Grenze kommen konnte und somit Spionage verhindert werden konnte. Auch die Kontrolle der eigenen Bevölkerung spielte eine große Rolle. Die ständige Kontrolle und die Angst vor Bestrafungen zwangen die Bewohner des Sperrgebiets zur politischen Loyalität.

Das Gespräch war super interessant und auch die persönlichen Eindrücke – es wurde beispielsweise ein Mitgliedsausweis der Freien Deutschen Jugend (FDJ) herumgegeben – haben uns die Geschichte nähergebracht. Oft klingt diese unvorstellbar für uns, deswegen liegt eine besondere Wichtigkeit in solchen Ausflügen und Gesprächen.

Das zweite Zeitzeugengespräch folgte nach einer kurzen Pause. Es berichtete ein Mann, der im westdeutschen Grenzgebiet aufgewachsen ist. Er fing an, seine Kindheit und Jugend zu beschreiben und direkt fiel uns auf, wie unterschiedlich diese zu dem ersten Zeitzeugengespräch war. Die Freiheiten, die er erleben konnte, standen im direkten Widerspruch zu dem, was wir davor erfahren haben. Durch die Nähe zur Grenze hatten die Grenzpatrouillen und Sicherungsanlagen auch einen bestimmten Einfluss auf die westliche Bevölkerung. Dennoch musste im Westen nicht in ständiger Angst und unter maßloser Kontrolle gelebt werden. Sie waren frei: frei, sich mit ihren Mitmenschen zu treffen, frei zu reisen, frei, ihre Meinung zu äußern. Dennoch hatten sie ein Bewusstsein für die massive Freiheitseinschränkung, die nicht weit weg von ihnen passierte. Die politische Teilung Deutschlands war für diese Menschen besonders greifbar, da die Grenzanlage ständig sichtbar waren.

Auch uns Schüler/innen prägten seine Erzählungen, da wir seine Lebensrealität direkt mit der aus dem Osten vergleichen konnten und den Unterschied zwischen der westlichen Freiheit und der östlichen Kontrolle deutlicher wurde. Außerdem stärken solche Gespräche unser eigenes Bewusstsein für Demokratie und Freiheit, da diese nicht selbstverständlich sind. Wir müssen für unsere Werte einstehen und diese verteidigen, was gerade in heutiger Zeit unglaublich wichtig ist.

Ich bin sehr dankbar, dass wir diesen Ausflug unternehmen konnten, da er nicht nur unglaublich interessant und spannend war, sondern uns auch viel gelehrt hat und uns dankbarer für die Gesellschaft gemacht hat, in der wer leben können, was uns im Alltag gar nicht so bewusst ist.

Paulina Prehn